(verfasst von Kurt Mießl)
"Ich bin am 6. Dezember 1813 in Kerpen bei Köln als 4.
Kind eines Schäfers geboren. Meinen Wunsch nach einer höheren Schulbildung kann ich mir nicht erfüllen, da wir sehr bescheiden leben. Nach dem Besuch der Volksschule erlerne ich das
Schuhmacherhandwerk. In diesem Beruf bin ich zehn Jahre tätig. Mit 23 Jahren beginne ich dann meinen "zweiten Bildungsweg" auf dem Marzellengymnasium in Köln. In dieser Zeit reift in mir der
Wunsch heran, Priester zu werden. Im Sommer 1841, also erst im Alter von 28 Jahren, beginne ich ein theologisches Studium in München, das ich an der Bonner Universität und im Kölner
Priesterseminar fortsetzte.
Am 13.4.1845 weiht mich in der Kölner Minoritenkirche Weihbischof Claessen zum Priester. Kurz vor dem Einzug in die Kirche ereilt mich dort die Nachricht vom Tod meines Vaters, der in der
vorhergehenden Nacht verstarb.
Meine erste Kaplanstelle trete ich in Elberfeld bei Köln an. Hier mache ich Bekanntschaft mit dem katholischen Jünglingsverein. Dort treffen sich vorwiegend Handwerksgesellen die auf Wanderschaft sind. Sie werden als Randgruppe der Gesellschaft angesehen. Da ich selbst als Geselle durch die Lande zog, kann ich ihre Wünsche nach geselligem Zusammensein und ihren Bildungswunsch sehr gut verstehen. 1847 werde ich zum Präses des Jünglingsvereins gewählt. Ganz deutlich wird mir bewusst, dass dieser Verein mein Lebensweg sein soll. Ich brenne vor Verlangen, diesen Verein noch im ganzen katholischen Deutschland einzuführen. Ich veröffentliche meine programmatische Schrift "Der Gesellenverein" in der ich meine Anliegen darstelle und zu weiteren Aktivitäten aufrufe. Nach mehreren Versetzungsgesuchen erhalte ich 1849 in Köln die Stelle des Domvikars. Noch im selben Jahr gründe ich dann in Köln den "Gesellenverein". Damit der Gesellenverein weiter ausgebreitet wird, unternehme ich viele Reisen durch Deutschland, die Schweiz, Österreich, Jugoslawien und Ungarn. Es freut mich, dass auch durch wandernde Gesellen neue Gesellenvereine gegründet werden. Nun wird es auch Zeit, den Vereinen ein eigenes Heim zu schaffen. Nach vielen Schwierigkeiten und manchen Bettelgängen kann ich endlich im Mai 1853 das Kölner Hospitium eröffnen. Durch meine Mitarbeit im Rheinischen Kirchenblatt kann ich auf die Belange der Gesellenvereine aufmerksam machen und zugleich zum Unterhalt des Hospitiums beitragen. 1854 gründe ich dann meine eigene Zeitung, die Rheinischen Volksblätter. Jedes Jahr gebe ich auch einen Volkskalender heraus.
An Neujahr 1862 übernehme ich die Stelle als Rektor der Minoritenkirche. Mein Herzenswunsch ist die Renovierung der Minoritenkirche, der der Abbruch droht. Im Sommer 1862 geht mein langgehegter Wunsch in Erfüllung: Ich kann dem heiligen Vater Pius IX. in Rom persönlich über die Lage und Entwicklung des Gesellenvereins berichten.
Ein weiterer Meilenstein ist die Einweihung des neuen Kölner Hospitiums im Herbst 1865. Langsam merke ich, dass meine Lebenskraft nachlässt."
8. Dez. 1813 |
Adolph Kolping wird in Kerpen bei Köln geboren |
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1820 - 1826 |
Besuch der Volksschule |
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1826 - 1837 |
Lehre und Gesellenzeit als Schuhmacher |
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1837 - 1841 |
Schüler des Marzellengymnasiums in Köln |
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1841 - 1842 |
Studium an der Universität München |
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1842 - 1844 |
Studium an der Universität Bonn |
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1844 - 1845 |
Priesterseminar in Köln |
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13. Apr. 1845 |
Priesterweihe in der Minoritenkirche |
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1845 - 1849 |
Kaplan und Religionslehrer in Elberfeld |
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Juli 1847 |
Präses des Elberfelder Gesellenvereins |
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1. Apr. 1849 |
Domvikar in Köln |
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6. Mai 1849 |
Gründung des Kölner Gesellenvereins |
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1. Jan. 1862 |
Rektor der Minoritenkirche |
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22. Apr. 1862 |
Päpstlicher Geheimkämmerer |
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4. Dez. 1865 |
Todestag |
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30. Apr. 1866 |
Überführung der Gebeine Kolpings in die Minoritenkirche |
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27. Okt. 1991 |
Seligsprechung in Rom |